Sie kennen die Situation: Ein Park. Stockdunkle Nacht. Sie sind womöglich auch noch nackt. Plötzlich ein Geräusch. Ein Unbekannter schleicht sich an und zückt ein Messer. Sie beginnen zu laufen. Immer schneller. Der Unbekannte ist ihnen auf den Fersen. Endlich kommt ihr Haus in Sicht. Sie suchen verzweifelt nach dem Haustürschlüssel, finden ihn nicht (ja wie denn auch, wenn sie nackt sind…?). Beinahe spüren sie schon das Messer zwischen den Rippen. Da gelingt es, die Türe zu öffnen und ins Haus zu huschen. Sie sind plötzlich hellwach. Schweißnass. Das Herz schlägt bis zum Hals.
Ein typischer Albtraum ist – gottlob – vorbei. Sie sind wieder rasch orientiert und können sich detailliert an das Erlebte erinnern. Danach schlafen sie bald wieder ein.
Woher Albträume kommen
Rein fachlich gehören diese schrecklichen Erlebnisse im Schlaf zu den so genannten Parasomnien, zu Schlafstörungen, die an typische Phänomene gekoppelt sind. Rund sechs Prozent der Bevölkerung leiden unter Angstzuständen im Traum. Häufigkeit und Verlauf sind jedoch äußerst individuell. Manchmal wird von mehreren Albträumen pro Woche berichtet, das andere Mal wieder nur selten. Doch eines ist sicher: Diese Träume hat jeder von uns. Die Frage ist nur, ob man behandeln muss oder nicht.
Die bedrückenden und Angst einflößenden Erlebnisse sind zwar zu jedem Schlafzeitpunkt möglich, sie treten jedoch – verbunden mit den REM (Traum)-Stadien – in erster Linie gegen den Morgen auf, wenn diese Schlafphasen zunehmen. Zum Glück ist auch während solcher Albträume unsere Muskulatur praktisch ausgeschaltet. Stellen sie sich sonst vor, sie würden ihre Albträume ausleben: Verletzungen und schwere Sachbeschädigungen wären die Folge …
Psychischer, manchmal auch körperlicher Stress sind die Hauptfaktoren der negativen Traumerlebnisse. Während man bei Kindern (Albträume beginnen zumeist schon um das fünfte Lebensjahr) eigentlich keine seelischen Störungen als Ursache feststellen kann, zeigen Erwachsene oft psychische Veränderungen: Misstrauen, Entfremdung, Überempfindlichkeit anderen gegenüber etc. Zusätzlich können Albträume auch durch bestimmte Substanzen ausgelöst werden. So wirken manche Medikamente gegen Depressionen oder zur Beruhigung mitunter gegenteilig und regen erst recht zum Angsterleben an. Einige Arzneien unterdrücken während der Einnahme den REM-Schlaf, nach deren Absetzen kommt es dann zu einer Verstärkung dieses Schlafstadiums mit „Horrorszenen“ und nächtlicher Angst.
Albträume: Folgen zu befürchten
Albträume ziehen, wenn sie gehäuft auftreten, Folgen nach sich. Das betrifft vor allem die Furcht vor der Nacht mit Schlafstörungen unterschiedlicher Art und daraus entstehender Leistungsminderung am nächsten Tag. Deshalb ist in solchen Fällen auch eine Behandlung notwendig.
Im Kindesalter sollte die Beruhigung während der Nacht ohne Dramatisierung am Tag im Vordergrund stehen. Günstig sind eine ruhige, sachbezogene Aussprache nach einigen Tagen und das Erforschen möglicher Ursachen. Gibt es Probleme in der Schule, im Beruf oder mit dem Partner? Besteht eine Überforderung? Das gilt vor allem für Kinder, von denen bis zu 16 Prozent an Albträumen leiden. Hier gilt: Existieren Auslöser wie aggressive Computerspiele? Haben die Kleinen am Abend zuvor einen Monsterfilm im Fernsehen angeschaut?
Im Erwachsenenalter sind Ursachen und – wenige – Behandlungsmöglichkeiten ähnlich. Zusätzlich sollte auf Medikamente als Auslöser geachtet werden. In schweren Fällen, wenn Albträume nahezu jede Nacht auftreten, sind unbedingt psychiatrische Untersuchung und Psychotherapie notwendig.
Im Übrigen haben auch Tiere Albträume. Das haben neue Untersuchungen in England ergeben.
Pavor nocturnus vs. Albtraum
Im Gegensatz zum Albtraum wachen die Betroffenen bei dieser Schlafstörung mit einem durchdringenden Schrei auf, den man auch als regelrechten „Panikschrei“ kennt. Sie haben die Zeichen einer starken Erregung: Herzrasen, schnelle Atmung, Schweißausbruch. Dazu kommen schlafwandlerisches Umherirren und aufgeregtes Reden. Typisch auch: Nicht am Morgen sondern im ersten Nachtdrittel schleicht sich der Pavor ins Schlafgeschehen. Eine Erinnerung an das Geschehen ist meist nur bruchstückhaft möglich.
An sich ist der Pavor nocturnus, der nach internationaler Einschätzung vor allem Kinder betrifft, harmlos. Wenn eine Häufung eintritt, sind jene Maßnahmen zu empfehlen, die auch für Albträume gelten.