Trotz der Häufigkeit der an Depression Leidenden, handelt es sich vor allem in der allgemeinen Bevölkerung noch immer um eine wenig verstandene Erkrankung. Viele denken, dass die Depression keine „Krankheit“ sei, dass sie selbst verschuldet sei, oder durch eine zu „negative Einstellung“ oder „falsches Denken“ hervorgerufen würde. Manchen Betroffenen ist es peinlich, unter einer „psychischen Krankheit“ zu leiden und sie versuchen ihre Krankheit zu verstecken oder zu verleugnen.
Tatsache ist, dass bei jeder Depression eine Fehlsteuerung chemischer Prozesse im Gehirn auftritt, die zu den Symptomen führt. Dies ist unabhängig von den Ursachen, bei denen es unveränderbare Risikofaktoren (z.B. Erbanlagen, Alter, weibliches Geschlecht, Depression in der Jugendzeit) und beeinflussbare Faktoren (u.a. falsche Ernährung, Bewegungsmangel, soziale Faktoren, Stress, Schlafmangel, bestimmte Krankheiten) gibt.
Das heißt also, dass auch wenn man an dem Auftreten mitverantwortlich sein kann, es sich trotzdem um eine behandlungsbedürftige Erkrankung handelt, genauso wie dies der Fall bei vielen anderen Krankheiten ist, bei denen ein falscher Lebensstil eine Rolle in der Entstehung gespielt haben mag.
Was ist nun eigentlich eine „Depression“?
Jeder fühlt sich manchmal etwas deprimiert und traurig. Im Leben gibt es immer wieder ein Auf und Ab an Gefühlen, und das ist ganz normal.
Die Depression hingegen ist ein Zustand, der länger anhält und schwerwiegende Folgen für das Leben der Betroffenen haben kann. Sie kann und sollte behandelt werden. Es ist daher wichtig, zu erkennen, wenn man darunter leidet, um Hilfe in Anspruch nehmen zu können.
Wenn man aufgrund eines belastenden Lebensereignisses, wie bspw. Scheidung, Tod eines nahestehenden Menschen, oder Verlust eines Arbeitsplatzes traurig und depressiv ist, so ist dies eine normale Reaktion, die sich mit der Zeit bessert und wieder legt. Auch diese Menschen können von einer Behandlung profitieren, jedoch handelt es sich in dem Fall nicht um eine typische Depression.
Für die Diagnose einer Depression müssen folgende Punkte zutreffen (Definition nach DSM-IV)
Es liegt kein emotionales Trauma vor (bzw. liegt dieses schon länger in der Vergangenheit).
Die Beschwerden sind seit mindestens zwei Wochen vorhanden.
Die Beschwerden sind nicht auf eine andere Erkrankung (z.B. Schilddrüsenunterfunktion) oder Substanzeinnahme zurückzuführen.
Es muss entweder das erste oder das zweite Symptom der nun folgenden Aufzählung vorliegen, sonst handelt es sich nicht um eine Depression, egal wie viele Punkte Sie sonst bejahen können.
Beantworten Sie folgende Frage:
Welche der angeführten Beschwerden treffen auf Sie zu und bestehen seit einem Zeitraum von mindestens zwei Wochen?
Tiefe Traurigkeit (Sie sind niedergeschlagen oder deprimiert) oder Sie fühlen sich fast täglich leer; es muss also nicht jeder an Depression Erkrankte traurig sein! Bei einem Gefühl der Leere trifft diese Kategorie auch zu. Kinder und Jugendliche können anstatt traurig, auch gereizt oder leicht erregbar sein.
Teilnahmslosigkeit (dazu zählen auch Freudlosigkeit, vermindertes Interesse und wenig Motivation)
Unruhe, Erregung mit einem Gefühl von Rastlosigkeit oder aber Verlangsamung im Aktivitätsniveau
Schlafstörungen (Schlaflosigkeit oder erhöhtes Schlafbedürfnis)
Appetit und Gewichtsverlust oder –zunahme (ungewollte Änderung des Gewichts um 5% innerhalb eines Monats) oder verminderter bzw. gesteigerter Appetit fast täglich
Konzentrationsprobleme, Schwierigkeiten Entscheidungen zu treffen oder verminderte Fähigkeit klar zu denken
Gefühl der Wertlosigkeit (Sie denken, Sie seien für niemandem von Wert oder Nutzen) oder unangemessen starke Schuldgefühle
Gedanken über Tod oder Selbstmord
Müdigkeit oder Energielosigkeit an fast allen Tagen
Wenn sie zwei bis vier der Punkte mit „ja“ beantwortet haben, dann haben Sie laut Definition eine leichte Depression.
Wenn bei Ihnen fünf oder mehr Symptome zutreffen, dann leiden Sie unter einer typischen Depression.
Es gibt auch andere Formen depressiver Erkrankungen, wobei hier kurz die sogenannte Dysthymie erwähnt sei, bei der es sich um eine nicht voll ausgeprägte Depression handelt mit chronisch depressiver Verstimmung über einen Zeitraum von mindestens zwei Jahren.
Welche Möglichkeiten der Behandlung gibt es?
Nehmen Sie Ihre Beschwerden ernst und suchen Sie Rat bei einem Arzt. Dieser wird Ihnen, wenn Sie tatsächlich unter einer Depression leiden, die verschiedenen Therapieoptionen im Detail erklären und Sie weiter beraten. Der Schwerpunkt liegt dabei im Wesentlichen auf Medikamenten sowie einer Psychotherapie. Weitere Möglichkeiten sind z.B. eine Bewegungstherapie oder in bestimmten Fällen eine Lichttherapie.
Neben der medikamentösen und psychotherapeutischen Behandlung, soll hier noch auf einen anderen Ansatz eingegangen werden, dem sonst vielleicht weniger Aufmerksamkeit geschenkt wird.
Wie schon erwähnt, gibt es für die Depression Risikofaktoren bzw. Ursachen, die man beeinflussen kann. Der in den USA lebende Internist Dr. Neil Nedley hat ein Konzept zur Depressionsbehandlung entwickelt, das schon bei vielen depressiven Personen großartige Erfolge erzielt hat.
Es geht dabei darum, die individuellen Faktoren zu erkennen, die zur Depressionsentstehung beigetragen haben und an denjenigen zu arbeiten, die man beeinflussen kann. Mehr dazu können Sie in seinem Buch „Depression – ein Ausweg“ (siehe Quellenangabe) nachlesen, in dem das Programm ausführlich erklärt wird.
Das Gute daran ist außerdem, dass viele der Empfehlungen nicht nur für die Depressionsbehandlung, sondern ebenso für die Verbesserung von Schlaflosigkeit nützlich sind.
Quellen:
Staner L. Comorbidity of insomnia and depression. Sleep Med Rev 2010; 14:35-46.
Nedley N. Depression – ein Ausweg. 1st ed. Nedley Publishing; 2009.