Viele denken, der Mond beeinflusse unseren Schlaf. Ist das so? Und verursacht der Vollmond tatsächlich Schlafstörungen? Was Wissenschaftler dazu sagen.
Ständig kreist der Mond um unseren Planeten. Abhängig von seiner Position zur Erde sehen wir unterschiedlich viel seiner beleuchteten Fläche. Bei Vollmond wird die der Erde zugewandte Seite des Mondes vollständig von der Sonne beleuchtet – wie ein schwebender, riesiger Teller prangt er dann am Nachthimmel. Ein Naturphänomen, das seit jeher die Fantasie der Menschen beflügelt, sie zu Geschichten inspiriert, aber auch für Verwirrung sorgt. Er soll „Mondsüchtige“– darunter Werwölfe und Schlafwandler – erschaffen, doch gleichfalls für besonders romantische Nächte sorgen. Der Mond – besonders der Vollmond – nimmt in vielen Kulturen und Glaubenssystemen eine bedeutende Stellung ein. Aber selbst fern jeder Religion oder Esoterik hält sich der Glaube hartnäckig, der Mond beeinflusse den Schlaf und der Vollmond sei schuld, dass man sich nachts im Bett unruhig hin und her wälze.
Gibt es tatsächlich einen Zusammenhang zwischen Mond und Schlaf? Schlafen wir schlechter bei Vollmond? Ist das wissenschaftlich nachweisbar?
Die Beziehung von Vollmond und Schlaf aus Sicht der Wissenschaft
Laut einer groß angelegten Studie des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie in München ist der Einfluss des Mondes auf unseren Körper – und besonders auf unseren Schlaf – sehr viel weniger stark als mancher annimmt: Die Forscher analysierten Daten von 1265 Personen aus rund 2100 Nächten und konnten keinen Zusammenhang zwischen der Schlafqualität und den Mondphasen finden. Daran änderten auch weitere Analysen von über 20000 Nächten nichts, die ebenfalls im Rahmen der Studie untersucht wurden.
Eine Studie der Universität Washington kam allerdings zu einem gegenteiligen Ergebnis. Hier sah man einen klaren Einfluss des Mondes auf den Schlaf. Die Probanden schliefen bei Vollmond später ein, ihr Schlaf war kürzer als sonst. Und auch der Leiter der Abteilung Chronobiologie an den Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel, Christian Cajochen, veröffentlichte eine Arbeit, der zufolge die Schlafqualität vom Mondzyklus beeinflusst wird. Sein Ergebnis: Vollmondphasen haben Auswirkungen auf den Schlaf. Aber nicht gravierend: Cajochens Versuchsteilnehmer brauchten fünf Minuten länger, um einzuschlafen. Ihre Schlafdauer verkürzte sich insgesamt um 20 Minuten, der Schlaf war nach ihren Aussagen weniger gut, die Tiefschlafphasen um 30 Prozent verkürzt. Doch bewiesen sei damit nichts, denn seine Studie, so räumte Cajochen ein, habe erhebliche Schwächen.
Schwierige Beweislage
Es scheint kompliziert, ein eindeutiges Ergebnis auf die Frage zu erhalten, ob der Mond bzw. Vollmond den Schlaf beeinflusst bzw. schlechter macht. Allein weil jeder Mensch, der bei einer Studie mitwirkt, unterschiedliche Voraussetzungen und Angewohnheiten mitbringt: Zum Beispiel hat der eine Teilnehmer eine chronische Krankheit, der andere ist leidenschaftlicher Kaffeetrinker – beides mögliche Risiken für die Schlafqualität. „Auch wenn verschiedene Studien Hinweise auf den Einfluss von Vollmond auf den Schlaf geben, gibt es darüber keine wissenschaftliche Sicherheit“, fasste es die Professorin Kneginja Richter, Leiterin der Schlafambulanz an der Nürnberger Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, jüngst in der Apotheken Umschau zusammen.
Überwiegen andere Faktoren?
Denkbar sei, so Richter weiter, dass allein schon die Erwartung, in einer Vollmondnacht schlecht zu schlafen, zu einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung werden könne.
Auch kann der Vollmond sehr hell scheinen. Doch nur bei Dunkelheit lässt es sich gut schlafen, weil unsere innere Uhr bzw. unser Organismus so programmiert ist. Deshalb sollte der schöne runde Himmelskörper besser hinter einer Jalousie oder Gardine verschwinden, bevor man sich schlafen legt. Wem danach ist, der kann den Vollmond ja vorm Zubettgehen anheulen, sorry: anhimmeln.
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